Nachruf Carola Lakotta-Just

Nachruf für Carola Lakotta-Just (1947 – 2019)

„Erstens Frau und zweitens auch noch aus dem Osten“, pflegte sie über sich zu sagen, „Ich weiß, für manche bin ich eine Zumutung.“ und lachte anschließend ihr lautes fröhliches Carola-Lachen. Das war etwas kokett gesagt, denn sie konnte sehr gut mit Leuten unterschiedlichster Art und wusste sie mit ihrem Tatendrang und Beharrlichkeit für sich einzunehmen. Der persönliche Kontakt war ihre Stärke. Sie konnte Mitmenschen aufrütteln und gewinnen.

 

Ihr fordernder, kämpferischer Charakter und ihre unorthodoxe Art stieß natürlich nicht immer auf Gegenliebe. Sie ging auch eigene Wege, um ihre für gut befundenen Ziele zu erreichen. Pragmatisch, aber auch prinzipienfest, scheute sie den notwendigen Konflikt nicht. Wenn sie etwas für richtig befunden hatte und partout wollte, war sie schwer aufzuhalten.

 

Das war gut so, denn sonst gäbe es vermutlich bis heute kein Bundesnetzwerk der Europaschulen. Nach der Einrichtung von Europaschulen in einigen Bundesländern in den 90er Jahren fand 1998 durch Carolas Initiative die erste Fachtagung von Europaschulen in Halle statt. Sie hat anschließend mit ein paar Gleichgesinnten die Idee des Vereins entwickelt und stand ihm bis 2015 vor.

 

Jeder weiß, wie stark Carola sich für die Idee der Europaschulen und damit für die Schülerinnen und Schüler, die zu bewussten Europäern herangebildet werden sollen, engagiert hat. Für die regelmäßigen Fachtagungen (in Frankfurt, Potsdam, Bornheim, Hamburg, Erfurt, Dessau und Berlin) hat sie Pionierarbeit geleistet und mit unermüdlichem Einsatz geglänzt. Sie hat die Idee des Europaschulpreises umgesetzt und wesentlich dazu beigetragen, die KMK-Empfehlung für gemeinsame Europaschul-Standards durchzusetzen. Zusammen mit anderen Gründungsvätern und -müttern der Europaschulen in den Bundesländern erhielt sie unseren Ehrenpreis – auch dafür, dass sie das Bundesnetzwerk stets als eine unabhängige Einrichtung erhalten wollte, die nicht zu übersehen war.

 

Carola bleibt in Erinnerung, natürlich. Wie sollte man eine so kraftvolle Persönlichkeit vergessen? Ihre Energie schien unerschöpflich und war es natürlich doch nicht. Sie hat gegen den Krebs energisch, wie es ihre Art war, angekämpft und verloren. Dabei hätte sie so gerne ihre Enkel heranwachsen sehen und das Bundesnetzwerk blühen. Der letzte Stand der Dinge hat sie erfreut.

 

2019, dieses Schicksalsjahr Europas, ist Carolas Todesjahr geworden. Wir haben ihr Erbe angetreten und müssen uns an ihrer Arbeit messen lassen. Sie wird uns fehlen – vor allem ihr Lachen, das auch nach den härtesten Diskussionen die Dinge relativierte.